Krpā - Vergebung

Wir können nicht wirklich etwas vergeben, von dem wir glauben, dass es seinen Ursprung außerhalb unserer selbst hat, denn es ist gleichzeitig der Mechanismus, durch den wir an unserem kontrahierten Bewusstsein, und damit an der Welt der Dualität festhalten. Deshalb ist uns Schuld so bedeutsam und, mitunter, fast "heilig".

Aus Sicht des kontrahierten Bewusstsein ist das, was wir "Ich" nennen, eine Art Spielball des Wandels und, insofern, tatsächlich verletzlich. Ja, es wird sogar irgendwann vollkommen ausgelöscht, denn es ist nur eine Vibration im Gewebe dessen, was alles ist. Wie ein Eiswürfel im Wasser der Bewusstheit.

Solange wir also an dem Konzept "Schuld" festhalten, halten wir auch an der Vorstellung fest, "jemand" hätte die Macht, uns zu verletzen, würde dies tun oder hätte es getan. Und aus Sicht des Ego und der sozial konstruierten Wirklichkeiten trifft dies auch zu, schon beginnend bei unseren tiefen Konditionierungen (Samskaras), an deren Zustandekommen einst unsere primären Bezugspersonen beteiligt waren und die widerum vielleicht mit vielen Schwierigkeiten auf unserem bisherigen Lebensweg zusammenhängen. Aber auch Gegenwärtiges kann Auswirkungen auf unser Erleben haben, wie z.B. ein Betrogen- oder Bestohlen-Werden. Je nachdem, wieviel oder welche Bedeutung wir den Dingen geben, betrachten wir uns dann als beschädigt, als verletzt. Weil jemand dies schuldhaft verursacht hat.

Ganz gleich nun, ob frühkindliche Konditionierung, Trauma oder Ungerechtigkeit: Frei und glücklich sind wir am Ende nur dann, wenn wir die Bewusstheit -wieder- verkörpern und damit aufhören, an einem Selbstkonzept des "Opfer-von-irgendwas-Seins" anzuhaften und uns damit zu identifizieren. Wir werden es nicht dadurch, dass der/die Andere sich "entschuldigt", bestraft wird oder sich sonstwie unseren Rachefantasien unterwirft. Es ist ein Paradigmenwechsel, wenn wir frei sind, wir hören auf damit, uns mit einem beschädigten Selbst zu idenifizieren. Wir erkennen dann, dass es nur eine Geschichte ist, die wir -machmal ein ganzes Leben lang- mit unserer Lebendigkeit aufgeladen hatten, weshalb sie uns so machtvoll erschien.

Die Bewusstheit selbst kann nicht beschädigt werden. Sie ist der Ozean, der alle Fische enthält, die mitunter durchaus gefressen werden können. Sie ist die Bühne, auf der das ganze Leben geschieht. Sie ist das, was wir sind. Die Vergebung nimmt wahr, dass nichts geschehen ist, das eine Auswirkung hat, auf das, was wir sind.

Hier findest du ein Audio zum Thema:

Krpā - Vergebung

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