dem Wirklichen Raum geben

Dirk Schirok

Dirk Schirok
Achtsamkeits-, Meditations- und Tantralehrer, systemischer Paartherapeut, Schematherapeut, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

 

 

 

Irgendwann wurde mir klar, dass die Dinge nicht das sind, wofür ich sie gehalten hatte. Dass sie dies niemals waren und wohl auch niemals sein werden. Dass Vorstellungen und Konzepte über mich selbst oder andere, über das, was im Leben oder in "der Welt" geschieht, eher meine Projektionen sind und nicht die Wirklichkeit. Es macht also auch nicht wirklich viel Sinn, diesen Vorstellungen viel Bedeutung zu geben. Auch macht es keinen Sinn, die Deutungshoheit über die Wirklichkeit der gegenwärtigen Erfahrung außerhalb meiner selbst zu verorten. So kann mehr Leichtigkeit entstehen. Wir müssen uns nicht als Opfer der Gedanken verstehen, die wir durch unseren Glauben "wahr" machen. Ebenso wenig müssen wir Urteilen oder Entscheidungen folgen, die wir irgendwann in einer vagen Vergangenheit, die nur noch als verzerrte Erinnerung existiert, aufgrund einer eingeengten Sicht auf unser damaliges Erleben über uns selbst und die Welt gefällt hatten. Und die Analyse dieser alten Regelwerke von einst führt zu nichts weiter, als zu einem unnützen inneren Diskurs, der zu nichts weiter führt, als zum Verharren in vergangenen Gedankenwelten. Einen frischen Blick auf Gewissheiten, Selbstkonzepte und Projektionen zu werfen, ist daher Teil meiner Philosophie.

In der Psychotherapie geht es immer wieder um die Überwindung des Anhaftens an leidvolle Gewohnheitsmuster, die als Antwort auf herausfordernde biographische Erfahrungen, Verletzungen oder Konditionierungen entstanden sind und die uns scheinbar unfrei machen und uns daran hindern, "selbstbewusst", "genuss-" und "durchsetzungsfähig" in einem von Konkurrenz, Leere und erlebter Unverbundenheit geprägten Beziehungsumfeld zu werden. Von kollektiven Vorstellungen über Glück und Erfüllung geleitet, suchen wir dann unser Heil in der Erreichung ideeller oder materieller Ziele, der idealen Beziehung oder eigenen Bedeutsamkeit, was am Ende nicht funktionieren kann.

Wir glauben oft, ein Leben "bewältigen" zu müssen auf einem potenziell bedrohlichen Planeten, auf dem wir irrtümlich gestrandet sind, weil wir beim falschen Veranstalter gebucht hatten. Oder Erfüllung finden, das "Richtige" tun zu müssen, unser Leben "nicht verfehlen" zu dürfen, weil da noch eine Schuld zu begleichen ist, oder schlicht dem Leben möglichst viel Spaß zum Preis von möglichst wenig Schmerz abringen zu müssen.

Das ist jedoch nicht wirklich so. Vielleicht haben wir auch irgendetwas anderes geglaubt, und auch das ist nicht so, wie wir glauben, dass es sei. Ein Glaube kann immer nur eine eine Geschichte über die Wirklichkeit sein. Er kann nicht "wahr" sein. 

Was also, wenn wir uns gleich für die Wirklichkeit unserer Erfahrung interessieren, anstatt überkommene Sichtweisen, Glaubenssätze und damit verbundene problematische Erlebnis- und Verhaltensmuster "wiederzukäuen"? Was geschieht, wenn wir all die Energien, die in diesem Wiederkäuen und Festhalten an Identifikationen und Glaubensgrundsätzen gebunden sind, befreien?
Mir ist im Laufe der Jahre klar geworden, dass diese Gewohnheitsmuster sehr hartnäckig und oft nicht leicht zu erkennen sind. Um uns davon zu lösen und zu befreien, müssen wir unseren Geist hierauf aufmerksam machen und ihn dafür interessieren. Wir können dies kultivieren, ähnlich wie wir uns auch die Zähne putzen. Auch dies ist Teil der Philosophie.


Achtsamkeitskurse, Meditation, und einen Rahmen für Spiritualität und achtsame Begegnungen anzubieten und so dem Geist Räume zu geben ist da für mich ein nur folgerichtiger Schritt, und ich bin sehr dankbar dafür, dies hier verwirklichen zu können.  

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