D. Odier: "Tantra Yoga. Der Weg zur höchsten Erkenntnis"

Eine Synthese aus Erläuterungen zur Entwicklung des kaschmirischen Tantrismus und der damit Daniel Odier: Tantra Yoga. Der Weg zur höchsten Erkenntnis

verbundenen historischen Kontexte, sowie der autobiografischen Schilderungen eines Adepten und Schülers einer tantrischen Yogini. Daniel Odier macht deutlich, wie wenig Tantra dem Wesen nach mit Erotikmassage zu tun hat.

In weiten Teilen von "Tantra Yoga. Der Weg zur höchsten Erkenntnis" legt Daniel Odier die Lehren des Viijñāna Bhaivara Tantra (VBT) dar, wie sie ihm von seiner Lehrerin Lalita Devi vermittelt worden seien. Letzteres kann man nun glauben, oder nicht. Vergleicht man seine Auslegungen der Verse des Vijñāna Bhaivara Tantra mit den Übersetzungen und Kommentaren anderer anerkannter Lehrer des kaschmirischen Tantrismus und renomierter ÜbersetzerInnen des VBT, wie Bettina Bäumer, Marc Dyczkowski oder Christopher Wallis, so fällt auf, dass der Schriftsteller und Romanautor Daniel Odier hier nur wenige Gelegenheiten auslässt, um zu einer impressionistischen Form der Auslegung dieses tantrischen Grundlagentextes zu kommen.

Er gibt dabei auch keinerlei belastbare Quellen an, die seine Interpretationen belegen könnten. Hierdurch kann schnell der Eindruck entstehen, dass er das Vijñana Bhairava Tantra frei nach seinen Vorstellungen und Fantasien interpretiert. Tatsächlich beruht die VBT-Darstellung Daniel Odier's auf einer poetischen Interpretation Paul Reps, der sich wiederum auf die VBT-Kommentare seines Lehrers Swami Lakśmanjoo bezieht, die wiederum auf der Originalübersetzung von Bettina Bäumer beruhen (s. auch -> hier). Als Lehr- oder gar Übungsbuch ist sein Werk nicht geeignet, dafür bleibt es oft zu vage oder verharrt in romantisierten Illustrationen, anstatt Erläuterungen oder praktikable Hinweise zu geben. Dennoch lädt Daniel Odier ein zu einem anderen Blick auf das Vijñāna Bhairava Tantra aus der Sicht eines bekannten Schriftstellers, der für viele in der Tantraszene ein Narrativ geschaffen hat und dem hier oft Deutungshoheit zugesprochen wird.