Die Paarbeziehung - das Lernfeld
- "Wenn du glaubst, du arbeitest an deiner Beziehung, dann sei dir sicher, dass du an dir selbst arbeitest" (David Schnarch)
"Die Paarbeziehung ist eine nicht notwendige Organisationsform, und daher prinzipiell erklärungsbedürftig" (systemische Betrachtungsweise)
Die Paarbeziehung kann als das Lernfeld schlechthin angesehen werden, um mehr über sich selbst, das Glück, das Leben und wie man sich eine schlechte Zeit machen kann zu erfahren (Dirk Schirok).
Nirgendwo sonst werden wir derart herausgefordert, das Beste in uns hervorzubringen, um wahren Frieden finden zu können, jenseits aller Resignation und fauler Kompromisse.
Selbstkonzepte, Bindungsängste, Experten ...
Wir fragen uns vielleicht, wie es wohl sein kann, dass etwas, von dem wir einst annahmen oder möglicherweise immer noch vermuten, dass es wundervoll ist oder sein muss, so leicht aus dem Blick gerät. Und dass wir statt dessen (plötzlich oder schleichend) vielmehr die Hölle auf Erden vorfinden.
Unter entwicklungspsychologischen Gesichtspunkten können Bindungsängste die Ursache sein, und es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass die Bindungsmuster der Partner sich hier gegenseitig befeuern. Oder es liegen andere Verletzungen kindlicher Grundbedürfnisse vor, welche vor allem die Autonomie oder das Selbstwertgefühl betreffen. Die Identifikation mit unbewussten Schutzreaktionen und Bewältigungsstrategien führt dann oft zu Projektionen ("Übertragungen" im tiefenpsychologischen Sinne) auf den/die Partner*in, der/die nun bekämpft werden muss. In systemischer Hinsicht können es unbewusste innere Bilder von der Rolle im Familiensystem, der Identifikation mit Rollenvorbildern und familiären Regeln sein, die das Gelingen einer erfüllenden Paarbeziehung verhindern. Oder aber es sind andere Selbstkonzepte, Werte und Regeln, oft auch gesellschaftliche Narrative, denen wir aus irgendeinem Grund folgen. Dies lässt es uns dann plausibel erscheinen, dass es keine gute Idee ist, sich für Liebe und Glück zu entscheiden. Im Qualitätsjournalismus finden wir dann Artikel, welche die Vorteile des Single-Daseins feiern.
Schließlich tragen auch die Expert*innen oft in nicht unerheblichem Maße dazu bei, das Bild der Paarbeziehung als ein Tretminenfeld von Do‘s and Don‘ts aufzubauen, in dem sehr viel schiefgehen kann, und das sehr sorgsam entsprechend dem Expertenrat reguliert werden muss. Sensate Focus in der Sexualtherapie oder die bekannte Gottmann-5:1-Regel wären prominente Beispiele hierfür. Wir begegnen hier subtilen Formen der Angst, die uns via "Evidenz-basierter" Kontrollstrategien an einer erfüllten Liebe hindert. Verlage leben davon.
In seinem Essay über die romantische Liebe beleuchtet Christopher Titmuss eine große Zahl derartiger Faktoren. Auch in den Literaturempfehlungen finden sich weitere erhellende Hintergründe zu den hier angesprochenen Themen.
Am Ende sind wir es selbst, die dem Glück und der Erfüllung in der Paarbeziehung im Wege stehen. Niemand anderes. Wir könnten damit aufhören. Wenn wir denken, den/die Partner*in treffe die größere Verantwortlichkeit im gemeinsamen problematischen Prozess, dann finden wir dies erst dann sicher heraus, wenn wir uns in voller Eigenverantwortlichkeit dem Glück und der Liebe voll verpflichten. Dies bedeutet niemals Aufopferung, da wir uns nicht mehr zum Opfer und den anderen damit auch nicht mehr zum Täter machen. Wie Chuck Spezzano in einem seiner Bücher einmal sinngemäß schrieb: Wir werden es erst dann erfahren, ob wir es mit dem richtigen Partner zu tun haben: wenn er/sie nicht der/die Richtige ist, wird er/sie dies nicht aushalten können und gehen müssen.
Hilfreich kann es manchmal sein, unterwegs Anregung und Unterstützung für den gemeinsamen Prozess in Anspruch zu nehmen, sei es in Form von Paartherapie oder in Form von Paarseminaren, wie sie auch in der LebensArt angeboten werden.
In den nachfolgenden Texten findest du ein paar Sichtweisen und Ideen zum Thema "Glück in der Beziehung" und die damit verbundenen Herausforderungen, Lösungen und Potenziale.
Das innere Kind in der Paarbeziehung