Huldigung an die Vara Dakini

Dies ist der Gesang, mit dem Tilopa Naropas Erwachen hervorrief:

„Auch wenn Mahamudra nicht gezeigt werden kann,

Du von Glück begünstigter Naropa, ausdauernd und intelligent,

In deiner Askese und deiner Ehrfurcht vor dem Lama

Bewahre dieses in deinem Herzen.

Am Beispiel des Raumes, in dem niemand nirgendwo Platz nimmt,

Ist in Mahamudra gar keine Stütze,

Ohne Kunstgriff bleibe im natürlichen Zustand entspannt.

Sind sie so gelockert, entknoten sich die Bande zweifellos.

Betrachtet man die Mitte des Raumes, verschwindet sein Bild;

Wenn der Geist den Geist betrachtet,

Und sämtliche mentalen Aktivitäten aufhören,

Ist das unübertreffliche Erwachen erlangt.

Der morgendliche, in der himmlischen Sphäre aufgelöste Dunst

Ging weder fort, noch bleibt er irgendwo;

Ebenso verschwinden wie Wellen in der Vision, die er von sich selber hat,

Alle aus dem Geist aufsteigenden Gedanken.

Die Natur des Raumes, jenseits von Farben und Formen,

In weiß oder schwarz gekleidet, bleibt unwandelbar.

Ebenso bleibt die Essenz des Geistes jenseits von Farben und Formen,

In weiße Tugend oder düsteres Laster gekleidet, unverändert.

Die reine und glänzende Essenz der Sonne

Wird nicht vom Dunkel der tausend Kalpas verschleiert.

Ebenso kann die leuchtende Essenz unseres eigenen Geistes

Nicht von Äonen von Samsara verfinstert werden.

Der Raum kann als leer bezeichnet werden,

Auch wenn dieses Wort ihn nicht beschreibt;

Ebenso kann unser eigener Geist klares Licht genannt werden,

Auch wenn eine solche Vorstellung der Grundlage entbehrt.

Also ist die Natur des Geistes dem Raum auf ewig ähnlich;

Und es gibt nicht ein Dharma, das dort nicht enthalten wäre.

Ohne zu handeln, der Körper ganz natürlich ruhig;

Ohne etwas zu sagen, das Wort wie das schalllose Echo;

Ohne zu denken, geht der Verstand in das Dharma des Jenseits über.

Der Körper ist unberührbar wie ein Schilfhalm;

Der Geist jenseits der erdachten Objekte ist wie die Mitte des Raumes.

Entspanne dich in dieser Sphäre, ohne etwas abzulehnen oder anzunehmen.

Der bezuglose Geist ist Mahamudra.

Mit der Gewöhnung wird er integriert, und das unübertreffliche Erwachen ist erreicht.

Die Titelhalter der Tantras, der Prajnaparamita,

Des Vinaya, der Sutras und weiterer Lehren,

Werden mit ihren Texten und Philosophien

Das klare Licht des Mahamudra nicht sehen.

Die Absichten verdecken die Sicht auf das klare Licht.

Verbote und auf Konzepten beruhende Verpflichtungen schaden dem höchsten Samaya.

Im Nicht-Handeln des Verstandes, völlig absichtslos,

Sind Erscheinen und Verschwinden spontan wie die Wellen,

Die Richtung des Bleibelosen, Bezuglosen nicht zu verlassen,

Heißt, die Samaya zu bewahren; die Fackel der Finsternis zu sein!

Ist man von jeder Absicht frei und verharrt auf keiner Schlussfolgerung,

Werden sämtliche Dharmas und Lehren gesehen.

In diesem Zustand zu praktizieren, befreit vom Gefängnis des Samsara,

In diesem Zustand zu meditieren, vernichtet alles Negative und sämtliche Schleier.

Das nennt man, Fackel der Lehre sein.

Die Unwissenden, die diesen Zustand nicht ersehnen,

Werden fortwährend von den Fluten des Samsara davongetragen,

Aus Mitgefühl für diese Unwissenden in ihren andauernden Leiden,

Wird der, der danach strebt, sie von ihrem unerträglichen Leiden zu befreien,

Sich einem geschickten Lama anvertrauen:

Dessen spiritueller Einfluss durchdringt sein Herz und befreit damit seinen Geist.

Ach, Wunder!

Diese Dharmas des Samsara sind vergebens und Ursache von Leid,

Künstlich und substanzlos. Auch wisse, dich der echten Essenz anzuvertrauen.

Unfehlbar ist der Blick jenseits aller dualistischen Fixierungen,

Unfehlbar ist die Meditation im Zustand von Nicht-Zerstreutheit,

Unfehlbar ist die Handlung des Nicht Handelns,

Das Ergebnis ist gegenwärtig, wenn es weder Erwartung noch Furcht mehr gibt.

Jenseits jeglichen Anhaltspunkts befindet sich die helle Natur des Geistes;

Der Weg des Buddhas enthüllt sich im fehlenden Fortschreiten.

Gibt es nichts mehr zu meditieren, ist das unübertreffliche Erwachen erreicht.

Ach Wunder! Verstehe die Erscheinungen des Samsara gut:

Wie Traum und Illusion könnten sie nicht von Dauer sein.

Wie sie besitzen sie keine authentische Existenz;

Ebenso entwickele den Verzicht und verzichte auf die Aktivität des Samsara.

Schneide alle leidenschaftlichen Verbindungen von ihren Objekten ab,

Und meditiere alleine in der Abgeschiedenheit der Wälder und Berge.

Verweile im Zustand der Nicht-Meditation.

Das Unauffindbare zu finden, heißt, Mahamudra zu finden.

Schneide einen üppig wuchernden Baum am Stamm ab: Seine Myriaden von Ästen trocknen aus.

Desgleichen schneide die Wurzel des Geistes ab, und das Blätterwerk des Samsara verdorrt.

Selbst wenn die Dunkelheit tausende Äonen fortbestanden hat,

Eine einzige Fackel wird seine aufgehäuften Finsternisse vertreiben;

Desgleichen vertreibt unverzüglich das klare Licht des Geistes

Die Schleier und die Negativität des Nichtwissens, die sich während der Kalpas angesammelt haben.

Ach Wunder!

Das intellektuelle Dharma kann den Sinn des Nicht-Mentalen nicht sehen!

Das Dharma der Handlung kann das Nicht-Handeln nicht begreifen.

Wenn du den Sinn des Nicht-Mentalen und des Nicht-Handelns zu finden wünschst,

Schneide die Wurzel deines Geistes ab, lasse das Wissen in seiner Nacktheit,

Lasse das trübe Wasser der Gedanken sich klären.

Lasse unverändert, was erscheint, ohne es anzuhalten oder herzustellen.

Ohne Zugreifen oder Zurückweisung ist aller Anschein Mahamudra.

Die universelle, nicht hergestellte Grundlage ist frei von Neigungen und Schleiern.

Verbleibe in seiner ungeschaffenen Essenz, ohne Berechnung oder Absicht,

Lasse die Erscheinungen des Verstandes, die Projektionen Subjekt-Objekt sich erschöpfen.

Vollständig frei von allen Schlussfolgerungen, ist der Blick königlich und erhaben.

Tief und grenzenlos ist die Meditation unfehlbar und die höchste.

Meinungslos und unvoreingenommen ist die Handlung königlich und erhaben.

Ohne Hoffnung, genau hier, ist der Geist der Höchste.

Zu Beginn ähnelt die Aktivität des Geistes einem wilden Wasserfall,

Dann fließt sie und bewegt sich wie die Fluten des Ganges.

Schließlich ist sein Wasser wie der Sohn, wenn er die Mutter trifft.

Die Personen von weniger wacher Intelligenz,

Die nicht in diesem Zustand bleiben können, werden mit dem Atem praktizieren und den Geist verfeinern,

Und durch verschiedene Betrachtungsweisen und Gewahrseinsübungen.

Werden sie ihn disziplinieren, bis sie dort zu verweilen wissen.

Wer sich dem Karma-Mudra anvertraut,

Lässt das fundamentale Wissen der glückseligen Leere hoch aufsteigen,

Kommt zur Vereinigung, die Upaya und Prajna inspirieren.

Langsam lässt er hinuntersteigen, bewahrt, kehrt um,

Lässt wieder aufsteigen, leitet zu den Zentren

Und leitet (bodhicitta) in den ganzen Körper.

Wenn keine Anhaftung da ist,

Steigt das fundamentale Wissen der glückseligen Leere hoch auf;

In einem langen Leben ohne weiße Haare wird er zunehmen wie der Mond:

Strahlend und frisch, mit der Kraft eines Löwen,

Wird ihm alles Gewöhnliche schnell erfüllt,

Und er wird sich dem Höchsten widmen.

Auf dass diese essenzielle Lehre des Mahamudra

Im Herzen der von Glück begünstigten Menschen bleibe.