Was ist Vergebung?
(Aus: Ein Kurs in Wundern. Übungsbuch, S.402)
Die Vergebung nimmt wahr, dass das, wovon du dachtest, dein Bruder habe es dir angetan, nicht geschehen ist. Sie verzeiht keine Sünden und macht sie nicht wirklich. Sie sieht, dass es keine Sünde gab. Und in dieser Sicht sind alle deine Sünden dir vergeben. Was ist Sünde außer einer falschen Idee über Gottes Sohn? Die Vergebung sieht einfach ihre Falschheit und lässt sie deshalb los. Was dann frei ist, ihren Platz einzunehmen, das ist der Wille Gottes.
Ein unversöhnlicher Gedanke ist ein Gedanke, der ein Urteil fällt, das er nicht in Zweifel zieht, auch wenn es nicht wahr ist. Der Geist ist verschlossen und wird nicht befreit. Der Gedanke schützt die Projektion, zieht ihre Ketten enger an, sodass die Verzerrungen verhüllter und verschleierter sind, dem Zweifel unzugänglicher und von der Vernunft noch weiter fern gehalten. Was kann sich zwischen eine starre Projektion und ihr Ziel stellen, das sie sich zu ihrem Wunschziel wählte?
Ein unversöhnlicher Gedanke tut vieles. In fieberhafter Aktion verfolgt er sein Ziel, wobei er das verdreht und umstößt, was er als Behinderung seines auserwählten Weges sieht. Verzerrung ist sein Zweck und ebenso das Mittel, wodurch er ihn erreichen möchte. Er unternimmt seine wütenden Versuche, die Wirklichkeit zu zerschlagen, ohne sich um irgendetwas zu kümmern, was einen Widerspruch zu seinem Standpunkt darzulegen schiene.
Die Vergebung ihrerseits ist still und tut ganz ruhig gar nichts. Sie kränkt keinen Aspekt der Wirklichkeit, versucht auch nicht, sie zu Erscheinungen, die ihr gefallen, zu verdrehen. Sie schaut nur und wartet und urteilt nicht. Derjenige, der nicht vergeben will, muss urteilen, denn er muss sein Versagen, zu vergeben, rechtfertigen. Der aber, der sich selbst vergeben möchte, muss lernen, die Wahrheit genauso willkommen zu heißen, wie sie ist.
Tu also nichts, und lass dir von der Vergebung zeigen, was du tun sollst, durch ihn, der dein Führer, dein Erlöser und Beschützer ist, stark in der Hoffnung und deines letztendlichen Erfolgs gewiss. Er hat dir schon vergeben, denn dies ist seine Funktion, die ihm von Gott gegeben ist. Seine Funktion musst du jetzt mit ihm teilen und dem vergeben, den er erlöst hat, dessen Sündenlosigkeit er sieht und den er als Sohn Gottes ehrt.