Die Shiva Sutras

Die Shiva Sutras wurden im 8. Jh. von Vasugupta niedergeschrieben. Die Legende besagt, er habe sie in des Stein des Berges Mahadeva, auf dem er wohnte, eingeritzt vorgefunden. Sie dienten als Grundlage für zwei weitere bedeutende Schriften des kaschmirischen Shivaismus, dem Spandakarika und dem Pratyabhijna.

 

Das erste Licht

Die Beschreibung von der Beschaffenheit des Lichts des universellen Bewusstseins.

1. Das Bewusstsein ist das Selbst.

2. Das Wissen ist das Bindeglied.

3. Die Gruppe der Ursprünge bildet den Körper der verdunkelnden Energien.

4. Die Grundlage des Wissens ist Matrka (die Phoneme).

5. Bhairava ist die Dynamik.

6. Wenn das Rad der Energien sich dreht, resorbiert sich das Universum.

7. Das Bewusstsein, das die Ausdehnung des vierten Zustands ist, manifestiert sich fortwährend in diversen Aktivitäten, wie Gehen, Träumen oder im Tiefschlaf.

8. Das aus den sensorischen Wahrnehmungen entstandene Wissen ist der Zustand des Wachens.

9. Die Träume bestehen in einer Konstruktion des Denkens.

10. Der Tiefschlaf ist Maya, mangelndes Urteilsvermögen.

11. Wer die drei Zustände genießt, ist der Herrscher über die Helden.

12. Das Entzücken kommt von der Vereinigung.

13. Kumari (die Jungfrau) ist der Wille, die höchste Macht.

14. Das Wahrnehmbare ist ihr Körper.

15. Indem er seinen Geist auf das Herz fixiert, erhält der Yogi eine Vision des Fassbaren und der Träume.

16. Der Yogi kann Shiva verwirklichen, indem er das absolute Prinzip betrachtet.

17. Die Energie etabliert sich an ihrem eigenen Ort. (Das Selbst ist das Universum.)

18. Die wahre Unterscheidung ist die Erkenntnis des Selbst.

19. Die Verzückung des Lichts ist die Freude der Versenkung.

20. Der Körper gelangt zum Sein, wenn die Energien sich vereinigen.

21. Die Vereinigung der Elemente, die Trennung der Elemente und die Vereinigung des Universums.

22. Der Yogi erreicht die Beherrschung des Rads, wenn das reine Wissen sich erhebt.

23. Wenn er den Großen See betrachtet, erfährt der Yogi die Vitalität des Mantras.

 

Das zweite Licht

Die Kenntnis des innewohnenden Wissens

1. Der Geist ist das Mantra.

2. Die Bemühung lässt das Ziel erreichen.

3. Das geheime Mantra ist das Wesen des Körpers des Wissens.

4. Die Ausdehnung des Geistes in der Gebärmutter des Bewusstseins ist der Dämmerzustand von allen Formen des Nichtwissens.

5. Wenn das innewohnende Wissen um seine eigene Natur sich manifestiert, ist das der Shiva-Zustand, die Bewegung dessen, der im Himmel des Bewusstseins umherschweift.

6. Der Meister ist der Weg.

7. Das Erwachen des Rads der Phoneme.

8. Der Körper ist die Opfergabe.

9. Die Nahrung des Yogis ist das Wissen.

10. Sobald sich das Wissen resorbiert, erscheint plötzlich die Wahrnehmung durch den Traum.

 

Das dritte Licht

Die Vibration der Mächte

1. Der Geist ist das Selbst.

2. Das Erfahrungswissen ist die Verbindung.

3. Maya ist das mangelnde Unterscheidungsvermögen der Prinzipien, die mit Kala (die Zeit) beginnen.

4. Die Mächte werden durch den Körper aufgenommen.

5. Der Rückzug der subtilen Kanäle, die Eroberung der Elemente, die Freiheit im Verhältnis zu den Elementen und die Trennung von den Elementen.

6. Der Yogi erlangt die Vollkommenheit, indem er der Dunkelheit der Illusionen ein Ende macht.

7. Doch indem er die Illusionen erobert, erlangt der Yogi das angeborene Bewusstsein.

8. Rege, erlebt er den zweiten Strahl.

9. Das Selbst ist der Tänzer.

10. Die Bühne ist das innere Selbst.

11. Die Sinne sind die Zuschauer.

12. Der reine Zustand ist durch die Macht des erleuchteten Geistes vollends erreicht.

13. Die Freiheit ist erlangt.

14. Wie hier, so ist es anderswo.

15. Die Natur des Bewusstseins ist die Emission, und was nicht außen ist, erscheint.

16. Ständiges Augenmerk auf den Kern.

17. Bequem sitzend, taucht der Yogi mühelos in den See des Bewusstseins ein.

18. Shiva erschafft die Welt durch ein Quäntchen des Selbst.

19. Sobald das beschränkte Wissen zerstört ist, ist die Wiedergeburt abgeschafft.

20. Maheshvari und die anderen Mütter des gefesselten Wesens residieren in den kehligen Klängen.

21. Der vierte muss über den dritten wie Öl ausgestrichen werden.

22. In seine eigene Natur versunken, muss der Yogi die Phoneme mit seinem Geist durchdringen.

23. Das Entstehen der unteren Ebenen geschieht im Zentrum.

24. Ist der Atem ausgewogen, gibt es eine Sicht von der Gleichheit der Dinge.

25. Das, was zerstört worden ist, kommt noch einmal im Lauf der einenden Präsenz in der eigenen Wahrnehmung der individuellen Einheit der Wahrnehmung auf.

26. Er wird wie Shiva.

27. Die Aktivität des Körpers ist das Gelöbnis.

28. Das banale Gespräch ist sein Mantra.

29. Die Kenntnis von sich selbst ist die Gabe.

30. Die Kenntnis und der Grund haben im Ursprung der kosmischen Natur ihren Wohnsitz.

31. Das Universum ist die Anhäufung seiner Mächte.

32. Das ist auch bei der fortdauernden Absorption der Fall.

33. Auch wenn das so abläuft, ist das Subjekt nicht verloren, denn er ist die Subjektivität, die wahrnimmt.

34. Die Empfindung von Vergnügen und Schmerz des Yogis ist äußerlich.

35. Der davon befreit ist, ist ein freier Geist.

36. Eine kompakte Masse Illusion lässt das Karma zum Vorschein kommen.

37. Sobald die Verschiedenheit beseitigt ist, führt die Handlung des Yogis zur Entstehung der Kreativität.

38. Die Macht der Sinne besteht durch ihre eigene Erfahrung.

39. Dasjenige, dem drei Zustande vorangegangen sind, verleiht ihnen Vitalität.

40. Die gleiche Stabilität des Geistes löst sich im Körper, in den Sinnen und in der äußeren Welt auf.

41. Wegen der Gier kommt das Innere nach außen.

42. Sobald der Yogi in der reinen Präsenz eingerichtet ist, wird sein Durst zerstört, und sein individuelles Wesen hört zu existieren auf.

43. Die Elemente sind für ihn nur ein Mantel. Er befreit sich daraus und wird wieder zum Höchsten.

44. Die Verbindung mit dem vitalen Atem ist natürlich.

45. Die vitale Bewegung des Atems wird beruhigt, wenn man sich auf die Nasenmitte konzentriert. Wozu dienen dann die rechten und linken subtilen Kanäle oder die Sushumna?

46. Er versenkt sich noch einmal im Herrn.