Pratyabhijna

Im tantrischen kaschmirischen Shivaismus steht das Pratyabhijna als die Lehre vom Wiedererkennen des eigenen innersten Wesens, d.h. von Shiva (Pratyabhijna=„Wiederkennen“). Es ist ein Basistext des kaschmirischen Tantrismus und wurde im 9.Jh. von Utpaladeva niedergeschrieben.

„Durch seine eigene freie und spontane Bewegung offenbart das absolute Bewusstsein das Universum, erhält es und nimmt es wieder in sich auf.

Das Bewusstsein hat die Macht, die Wirklichkeit ihrem eigenen Spiegelbild gegenüber zu entfalten.

Die illusorische Vielfältigkeit des Universums erscheint durch das Verhältnis von Subjekt und Objekt.

Der Experimentator, dessen Bewusstsein verzerrt ist, nimmt das Universum in seiner verzerrten Form wahr.

Das absolute Bewusstsein wird zum individuellen Bewusstsein durch eben diese Verzerrung. Sie wird durch die Objekte des Bewusstseins hervorgerufen.

Das individuelle Bewusstsein ist das absolute Bewusstsein.

Aber wenn das Bewusstsein dual erscheint und diese Dualität mit dem Schleier der Illusion verdeckt ist, splittert sich das Bewusstsein erneut auf und nimmt die Form der fünfunddreißig Tattvas an.

So erscheinen alle philosophischen Standpunkte wie vom absoluten Bewusstsein gespielte Rollen.

Wenn das Wissen, das Verlangen, der Raum, die Zeit und die Kraft der Verwirklichung durch das individuelle Bewusstsein begrenzt sind, so ist die Shakti begrenzt.

Aber selbst in seinem verdunkelten Zustand ist das begrenzte Selbst von absoluter Natur.

Das Selbst offenbart alle Hindernisse, genießt sie, macht sie räumlich, befruchtet und löst sie auf. Das ist die Sicht der Yoginis und der Yogis.

Seelenwanderung, das heißt, in der Illusion der Trennung zu sein und die Sicht der Siddhas nicht zu erkennen.

Öffnet man sich diesem Wissen, wird das begrenzte Selbst zum absoluten Selbst. Das Feuer des höchsten Wissens brennt. Es verzehrt jegliches aufgesplitterte Wissen und jedes Objekt.

Diese Macht der Erkenntnis der wirklichen Natur des Universums schließt jegliches Ding mit ein.

Glückseligkeit zu erlangen, heißt, zu erkennen, dass das absolute Wissen unsere wahre Natur ist.

Die Herzensmitte zu öffnen, ist die Glückseligkeit des Geistes."